SEO ist mehr als SEO
In dieser Woche haben mir gleich zwei Artikel in bekannten SEO-Blogs aus dem Herzen gesprochen: Zum einen berichtet Frank Doerr auf seinem Blog “SEO Scene” über typische SEO-Problemfälle mit Online-Shopsystemen und die Zusammenarbeit zwischen SEO- und Shop-Agentur. Und nur wenige Tage später veröffentlichte Ranking Check einen Artikel zum Thema SEO 2015: Erwartungen vs. Realität, welcher sehr schön aufzeigt, dass SEO heutzutage weit mehr ist als Linkbuilding zu betreiben und 3-Sterne-Texte mit einer Keyworddichte von 4% zu schreiben.
Vor nicht allzu langer Zeit kontaktierte mich ein verzweifelter Hotelier, dessen Anzahl an Online-Buchungen bereits vor mehreren Monaten in den Keller gerauscht war. SEO hatte das Hotel bis dato nicht betrieben. Eine Google-Abstrafung als Ursache fiel damit von vornherein aus. Der Hotelier sowie die betreuunde Hotelmarketing-Agentur vermuteten einen Fehler in der Google-Adwords-Kampagne – die betreuuende SEA-Agentur war jedoch auch ratlos und wurde ihres Amtes behoben. Also beauftragte man mich mit der Ursachenforschung (an dieser Stelle vielen Dank für das Vertrauen).
Zu Beginn der Fehleranalyse nahm ich die Adwords-Kampagne genauer unter die Lupe. Tatsächlich gab es hier durchaus noch Optimierungspotential: Die Optimierung der Anzeigentexte und die Verlinkung (und vor allem Erstellung!) von passenden Landingpages zur Erhöhrung des Qualitätsfaktors sowie die Auflösung von Keyword-Konflikten (auszuschließende Keywords blockierten ausgewählte Keywords) waren hier nur einige der Maßnahmen. So schaffte ich es zwar, ohne eine Budgeterhöhung die Anzahl an der Klicks im Vergleich zum Vorjahr um 85% zu steigern – zu mehr Zimmerbuchungen führten meine Bemühungen allerdings nicht. Eine von Hotelier und Hotelmarketing-Agentur vorgeschlagene Erhöhung des Budgets erschien mir daher wenig sinnvoll. Mittlerweile vermutet ich den Grund für die wenigen Buchungen sowieso an einer ganz anderen Stelle – allerdings wusste ich noch nicht, an welcher.
Waren die Angebote der Mitbewerber günstiger? Nein! Konnten die Mitbewerber bessere Hotelbewertungen aufweisen? Nein! Als schließlich der Jahreswechsel näher rückte und das Hotel über Silvester noch nicht wie in den vergangenen Jahren ausgebucht war, kam mir ein Verdacht: Noch einmal verglich ich das Angebot meines Kunden mit den Mitbewerben. Die meisten Hotels der Region (und auch in anderen Teilen Deutschlands) boten ihren Gästen Silvesterpauschalen mit 1-3 Übernachtungen an. Bei meinem Hotelkunden jedoch betrug die Mindesaufenthaltsdauer 6 Nächte! Wie bitte?! Wer möchte denn eine Woche Silvesterurlaub in der deutschen Provinz verbringen?! Und siehe da: Eine Änderung der Pauschale auf 3 Übernachtungen sorgte schon für deutlich mehr Buchungen. Doch nachdem die Hälfte des Januars verstrichen war, lag die Anzahl der Buchungen noch immer weit hinter jener des Vorjahres zurück.
Meine nächste Vermutung brachte uns dann der Lösung endlich nahe: Gab es womöglich einen Relaunch, welcher sich negativ auf die Benutzerfreundlichkeit der Hotel-Website ausgewirkt haben könnte? Nein – aber: Es wurde eine neue Buchungssoftware installiert! Und deren Einführungstermin deckte sich ziemlich genau mit dem Rückgang an Buchungen! Mehrere Testbuchungen später war klar, dass das Buchungssystem nicht alle freien Hotelzimmer anzeigte! Wie sollen die Zimmer denn dann gebucht werden?! Langer Rede, kurzer Sinn: Die Buchungsmaschine funktionierte einwandfrei – jedoch hatte der Hotelier eine Mindestaufenthaltsdauert von 3 Nächten festgelegt. Wer also nur eine oder zwei Nächte buchen wollte, bekam gar keine freien Hotelzimmer angezeigt!
Fazit: Auch wenn der Vertrag “nur” für SEO- und/oder SEA-Maßnahmen abgeschlossen wurde – ein Blick über den SEO-Tellerrand hinaus kann manchmal kleine Wunder bewirken. Vor zwei Tagen rief mich ein glücklicher Hotelier an um zu berichten, dass er vor lauter Buchungsanfragen trotz Betriebsferien das Hotel gar nicht mehr verlassen könne! 🙂